VR-Brillen im Alterszentrum Serata
Erinnerungen greifbar machen – das ist die Idee hinter Virtual Reality. Mit der Einführung von VR-Brillen in der Aktivierung zeigt das Serata Mut zu neuen Ideen. Die Begeisterung der Bewohnenden beweist es: Innovation lohnt sich, wenn sie Herzen berührt.
Eine ältere Dame sitzt im Serata 1 in einem bequemen Sessel und wartet vorfreudig auf das bevorstehende Erlebnis. Sie möchte die Virtual-Reality-Brille ausprobieren. Schon erscheint eine Mitarbeiterin des Aktivierungs-Teams mit der speziellen Brille und hilft ihr, diese aufzusetzen. Die Brille wird wie eine normale Brille oder wie ein Helm getragen und zeigt computergenerierte Bilder auf einem Display direkt vor den Augen der Anwenderin oder des Anwenders. Auf dem Bildschirm ist ein dreidimensionales 360°-Bild zu sehen, sodass man sich mit der Kopfbewegung in alle Richtungen umsehen kann. Man hat das Gefühl, mitten im Film zu sein und ihn hautnah zu erleben. Die Seniorin hat sich für eine virtuelle Schifffahrt auf dem Zürichsee entschieden. Kaum hat sie die Brille aufgesetzt, geht die Fahrt los. Von der Halbinsel Au her fährt das Schiff Richtung Zürich. Die Wellen plätschern, Enten quaken und sie sieht den Zug, der am Seeufer entlangfährt. «Da!», ruft sie plötzlich erfreut, «auf diesem Spielplatz waren wir früher immer.» Sie geniesst es, während rund 10 Minuten in vergangene Zeiten einzutauchen und schöne Augenblicke noch einmal zu erleben.
Auf Safari gehen – wie in jungen Jahren
Dieses Beispiel zeigt, welchen Wert VR-Brillen in der Altersarbeit haben. Im Serata haben sich die Verantwortlichen intensiv mit dem Thema befasst und das innovative Hilfsmittel auf Herz und Nieren geprüft, bevor sie es angeschafft haben. Eine Studierende aus dem Team Aktivierung hat sich zudem in ihrer Diplomarbeit mit der Anwendung sowie mit den Chancen und möglichen Risiken der VR-Brille auseinandergesetzt. Irina Westermann erzählt: «An Demenzkongressen werden VR-Brillen seit einiger Zeit als neuartiges Hilfsmittel in der Aktivierung älterer Menschen besprochen. Uns leuchtete ein, dass die Brillen eine Möglichkeit bieten, Erinnerungen aufzufrischen und auf die eigene Biografie bezogene Realitäten noch einmal zu erleben. Um uns von den Vorteilen zu überzeugen, haben wir viele Abklärungen getroffen und die Brillen während zwei Wochen bei uns getestet.» Irina Westermann war überrascht, wie viele Bewohnerinnen und Bewohner aus allen Häusern sich gegenüber der neuen Technologie aufgeschlossen zeigten und das Erlebnis ausprobieren wollten: «Ein Herr entschied sich für ein Video von einer Tiersafari, weil er früher immer auf Safaris gegangen war. Eine Dame wollte Dresden sehen, weil dort ihre Schwiegertochter geboren und aufgewachsen ist. Ein anderer Herr wollte noch einmal mit dem Skilift einen Berg hochfahren. Alle waren begeistert von den eindrücklichen und realitätsnahen Erlebnissen.»
VR-Erlebnisse erhöhen die Lebensfreude
Die Erfahrungen brachten viel Zuspruch von Seiten der Bewohnerinnen und Bewohner sowie wertvolle Erkenntnisse. Irina Westermann erklärt: «Die zeitliche Begrenzung der Filme auf rund 10 Minuten ist sinnvoll, damit die Nutzenden die vielen Sinneseindrücke gut verarbeiten können. Die meisten hatten zudem das Bedürfnis, sich während oder nach dem VR-Erlebnis auszutauschen und ihre Gefühle mit mir zu teilen. Die Filme haben uns neuen Gesprächsstoff geliefert, der über Alltagsthemen hinausgeht. Solche Gespräche fördern die Lebensfreude und wirken verbindend.» Eine Umfrage bei den Testpersonen, die Ergebnisse verschiedener Studien und die Diskussion im Team veranlasste die Verantwortlichen des Serata, auf Anfang 2025 eine VR-Brille für die Aktivierung anzuschaffen.
Grosse Auswahl an Videos
Seither wird die VR-Brille rege genutzt, wie Irina Westermann sagt: «Wir vom Team Aktivierung stehen dabei im engen Austausch mit dem Team Pflege und erkundigen uns, wer von dem virtuellen Erlebnis profitieren könnte.» Mit dem ständig wachsenden Katalog an Filmen gehen die Aktivierungsfachleute dann aktiv auf die Bewohnerinnen und Bewohner zu und lassen sie ihr Thema auswählen. Alle Filme des spezialisierten Anbieters «VitaBlick» sind bewusst für ältere Menschen konzipiert und berücksichtigen regionale Themenwünsche. «Die Filme dauern wie erwähnt alle rund 10 Minuten. Viele zeigen Landschaften oder Traditionen aus der Schweiz. Dabei sind die Szenen bewusst langsam gefilmt. Schliesslich sollen die Erlebnisse das Wohlbefinden unserer Bewohnerinnen und Bewohner erhöhen und Freude bereiten», erklärt Irina Westermann. Das tun die Filme auch. Die VR-Brille ist beliebt und täglich im Einsatz. Schon wartet die nächste Bewohnerin auf die Leiterin Aktivierung – die ehemalige Bäuerin freut sich darauf, Kühen beim Weiden zuzuschauen.
Filmprogramm – Beispiele aus dem Katalog
Link zum Thema:
VitaBlick – Das Leben erleben
www.vitablick.com