Rezertifizierung Serata-Park

Serata übertrifft Anforderungen an naturnahe Gestaltung

Der Serata-Park in Thalwil wurde erneut mit dem Qualitätslabel der Stiftung Natur & Wirtschaft ausgezeichnet. Was diesen Park besonders macht – und warum naturnahe Flächen sowohl für die Umwelt als auch für die Menschen so wichtig sind – erklärt Auditor Peter Stünzi im Interview.

Herr Stünzi, Sie sind seit 12 Jahren als Auditor bei der Stiftung Natur & Wirtschaft engagiert. Wie kam es dazu?
Ich habe einst eine Gärtnerlehre absolviert, später Landschaftsarchitektur studiert und bei Pro Natura sowie Grün Stadt Zürich gearbeitet, bevor ich mich als Landschaftsarchitekt selbständig gemacht habe. Seit 20 Jahren liegt mein Fokus auf der differenzierten Grünflächenpflege – ein Begriff, den ich aus der Romandie übernommen habe. Ich finde ihn treffender als den oft verwendeten «Naturgarten». Die Stiftung Natur & Wirtschaft hat mich aufgrund meines Fachwissens vor einigen Jahren als Auditor angefragt – und ich mache das bis heute mit grosser Freude, auch im Ruhestand.

Können Sie kurz erklären, wie Sie bei der Zertifizierung oder Rezertifizierung vorgehen?

Die Stiftung zertifiziert Areale, deren Naturanteil mindestens 30 Prozent beträgt. Ich begleite in der Region Zürich die entsprechenden Projekte. Der Serata-Park ist 2009 erstmals zertifiziert worden. Für die Rezertifizierung habe ich die früheren Berichte studiert und dann gemeinsam mit den Verantwortlichen einen Rundgang durch den Park gemacht. Mein Hauptansprechpartner beim Serata ist Johann Schuler, der Leiter Hotellerie & Infrastruktur. Auf dem Rundgang haben wir meine Beobachtungen besprochen. Im Anschluss habe ich einen Bericht mit Empfehlungen und einer Einschätzung zur Rezertifizierung verfasst.

Was sind die Besonderheiten am Serata-Park?
Es sind drei Lebensräume, die ich heute vorstellen möchte: die Blumenwiese, die Veilchen-Primeli-Flächen und die mediterran geprägte Böschung. Was mir besonders gefällt: Die Geschäftsführerin Silvia Müller Beerli und Johann Schuler sehen die Zertifizierung bzw. die Rezertifizierung nicht als End-Ziel, sondern als Ansporn zur Weiterentwicklung. Das entspricht genau meiner sowie der Vorstellung der Stiftung. Tatsächlich wurden meine Empfehlungen aus dem letzten Jahr bereits umgesetzt – sogar im grösseren Stil als erwartet.

Serata Blumenwiese

1. Die Blumenwiese – artenreich und pflegeleicht
Beim ersten Lebensraum handelt es sich um eine Wiese mit Blumen, deren Arten allerdings zurzeit nicht besonders vielfältig sind. Ich habe angeregt, einen Streifen als artenreichere Blumenwiese zu entwickeln. Nur wenige Monate später ist bereits eine grosse Fläche mit roter Farbe markiert. Auf der gesamten Fläche werden nun etwa drei Zentimeter der bestehenden Erde abgetragen, die gleiche Menge Sand aufgefüllt und anschliessend wird angesät. In rund zwei Jahren dürfte hier eine grosse, ökologisch wertvolle und pflegeleichte Blumenwiese zu bestaunen sein. Pflegeleicht, weil Blumenwiesen nicht oft gemäht werden sollten, denn verschiedene Arten können sich nur über Versamung vermehren. Werden sie zu früh gemäht, wird der Vermehrungsprozess abgewürgt. Man mäht die Blumenwiese zwei bis dreimal pro Jahr mit einem landwirtschaftlichen Gerät, zum Beispiel mit dem Balkenmäher oder mit dem Scheibenmäher. Wie in der Landwirtschaft wird die Wiese gemäht, mehrmals gezettet und das Mähgut wird während zwei bis drei Tagen getrocknet. Dadurch können auch die Blumen mit kapselähnlichen Samenbehältern die Samen rausfallen lassen. So gewinnt man auf diesem Areal relativ nährstoffarmes, rohfasernreiches Bodenheu. Dieses eignet sich übrigens, auch weil es nicht verunreinigt ist, perfekt für Elefanten, Pferde, Giraffen und Gazellen – also zum Beispiel als Gabe für den ZOO.

Baustelle Blumenwiese

2. Die Veilchen-Primeli-Fläche – Frühlingserwachen für alle Sinne

Auf diesem Areal des Parkes wachsen zarte, wohlriechende Veilchen – ein Zeichen für einen mageren Standort. Sie gedeihen nur dort, wo sie nicht von hohen Gräsern verdrängt werden. Neben ihnen blühen hier auch Primeli, die eigentlich typischerweise im Tessin vorkommen. In unserer Region wachsen sonst eher die hohen Schlüsselblümchen. Gemeinsam mit den Veilchen bilden die Primeli im Frühling einen farbenfrohen Teppich – einen sogenannten Blumenrasen. Diese Fläche wird mit dem Rasenmäher gepflegt und ist besonders für betagte Menschen ein Erlebnis: Wenn jemand im Rollstuhl daran vorbeifährt oder daran vorbeispaziert, können Erinnerungen an frühere Gartenerlebnisse wachwerden.

Bewohnerin mit Blume
3. Die Mittelmeer-Ecke – ein Hauch Süden in Thalwil
An einer sonnenexponierten Böschung im Serata-Park wächst Oregano – ein mehrjähriges Gewürzkraut, das typisch ist für warme, trockene Standorte. Hier findet es ideale Bedingungen. Diese Ecke könnte man weiterentwickeln, zum Beispiel mit Kräutern wie Majoran oder Thymian. An heissen Sommertagen wird es hier dann wunderbar mediterran duften – ein weiterer Beweis, wie naturnahe Gestaltung auch sinnliche Qualitäten schaffen kann.
Mittelmeer-Ecke

Der Serata-Park ist auch wegen der wunderschönen Baumbestände, dem Teich und der vielen Vogelarten einen Besuch wert. Alle Naturschönheiten zu beschreiben, würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Deshalb die Schlussfrage: Wie lautet Ihr Resümee?
Mit dem Serata-Park zeigen die Verantwortlichen eindrücklich, wie naturnahe Flächengestaltung gelingen kann – und zwar nicht als einmaliges Projekt, sondern als stetiger Entwicklungsprozess. Die erfolgreiche Rezertifizierung durch die Stiftung Natur & Wirtschaft ist mehr als verdient.

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